Mag. Katharina Braun erzählt über skurrile Hochzeitsgründe

Der Mai ist das klassische „Hochzeitsmonat“ in dem die meisten Hochzeiten des Jahres stattfinden. Außerdem kommt man kaum an den vielen Berichterstattungen über die royale Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle vorbei. Die Gazetten sind voll davon. Anlass genug, einmal über die verschiedenen Heiratsbeweggründe und die Hochzeit an sich nachzudenken. Ich habe mich mit der Juristin Mag. Katharina Braun über skurrile Hochzeitsgründe und warum viele Ehen auch wieder auseinander gehen, unterhalten.

„Bis dass der Tod uns scheidet“. Der Bund der Ehe ist wohl der einzige Vertrag bei dem ein vorzeitiger Ausstieg nicht mit bedacht wird. Bei einer Scheidungsrate im städtischen Bereich von 50 % könnte man diesen Schritt durchaus als wagemutig bezeichnen ;-).

Eine Hochzeit ist der Sieg der Liebe über die Vernunft.
( Zitat Henry Louis Mencken, amerikanischer Schriftsteller)

Mag. Katharina Braun ist eine der bekanntesten Familien- bzw. Scheidungsanwältinnen in Österreich und ist ständig mit dem Thema Hochzeit, aber auch Scheidungen konfrontiert. In diesem Beitrag plaudert sie aus ihrem anwaltlichen Nähkästchen. Denn in ihrer Praxis unterhält sie sich oft mit Paaren über die Gründe für den Heiratswunsch oder die Scheidung, wenn es dann doch nicht klappt!

Warum wird heute überhaupt noch geheiratet?

Hier geht es zur Studie von Mag. Katharina Braun zu den Hochzeitsgründen.

Mag. Katharina Braun:

Bei einer Umfrage von mir zum Thema „ Warum heiraten?“ (http://www.rechtsanwaeltin-braun.at/news/rechtsanwaeltin-umfrage-heiraten/) nannten die Meisten (dies sowohl bei einer Erst-; aber auch einer weiteren Heirat) als Hauptmotiv für die Eheschließung die „Liebe“. Diese auf den ersten Blick so klar erscheinende Antwort gibt jedoch selbst wieder viel Raum für Interpretation, und regt zum Nachdenken über den Begriff „Liebe“ an. Denn wann liebt man wirklich einen Menschen? Gibt es doch verschiedene Arten der Liebe. So die fürsorgliche ( Agape); die freundschaftliche ( philia); die leidenschaftliche ( eros) Liebe. Ich glaube, dass viele, insbesondere junge Menschen, Liebe mit Empfindungen wie Begehren, Leidenschaft, Hingezogenheit gleichsetzen. Ein schönes Gesicht, ein sexy Körper sind aber für ein dauerhaftes Eheglück jedenfalls zu wenig.

„Liebe besteht nicht darin, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in die gleiche Richtung blickt.“ Antoine de Saint- Exupery.

Ein Ehepartner sollte jedenfalls jemand sein, auf den man sich in schlechten Zeiten verlassen kann; man aber auch selbst bereit ist diesem beizustehen. Daher mit diesem Partner auch dann noch zusammen bleibt, wenn dieser schrumpelig und gebrechlich ist.

Ich erinnere mich an eine Frau, die bereits vor der Hochzeit Bedenken hatte, ob ihr zukünftiger Mann auch wirklich der Richtige für sie sei. Denn dieser Mann hatte sie bereits in der Vergangenheit in brenzligen Situationen im Stich gelassen. Als zum Beispiel im Urlaub ein Straßenräuber der Frau die Tasche wegriss, lief ihr Mann, anstatt ihr beizustehen, davon und wartete erst drei Straßenecken weiter auf sie. Das Thema des Nichtverlassen/ Nichtvertrauenskönnens blieb dann auch in der Ehe das Problem.

Ist eine ältere Mandantin sich noch unsicher ob sie sich wirklich scheiden lassen möchte; so stelle ich gerne die Frage, ob sie es sich vorstellen kann, den Mann einmal zu pflegen/ bzw. wenn sie selbst einmal auf Hilfe angewiesen sein sollte, von diesem gepflegt zu werden. Das hilft vielen bei der Entscheidungsfindung. Interessant ist es, dass die meisten Menschen es sich weniger vorstellen können von ihrem Partner gepflegt zu werden (diesem also hilflos ausgeliefert sein), als diesen zu pflegen.

Die Hochzeitsvorbereitungen bergen ja bereits einiges an Konfliktstoff. Kennst du Fälle von Paaren, die im Zuge der Hochzeitsvorbereitungen festgestellt haben, dass sie doch nicht zusammenpassen? Und was hat das für rechtliche Konsequenzen wenn eine Hochzeit von Braut oder Bräutigam kurzfristig abgesagt wird? Ich erinnere mich da sofort an den Film „Sex and The City“ in dem Carrie vorm Traualtar stehen gelassen wurde 😉 …

Mag Katharina Braun

Viele Paare sind sich schon bei den Vorstellungen an ihre Hochzeit uneinig. Der eine will es einfach und schlicht, der andere pompös. Im Zuge der Hochzeitsvorbereitungen treten oft die Wertdifferenzen der Partner zutage, an welchen oft dann auch die Ehe scheitert. Ich kenne Brautpaare, die im Zuge der Vorbereitung erkannt haben, dass sie doch nicht heiraten wollen. Es gehört sicher sehr viel Mut dazu Gästen mitzuteilen, dass die Hochzeit abgesagt wird. Absagen die meist auch viel Geld kosten. Leistungen, die in Erwartung der Eheschließung gemacht worden sind, sind zurückzugeben. Dazu kommt, dass die Kosten für das bereits beauftragte Hochzeitskleid; das Restaurant, dass eben für diese Hochzeit die Location freigehalten hat, und so schnell keine andere Hochzeit bekommt, trotzdem zu bezahlen sein werden.

Erfolgt die Absage gemeinsam, so werden die Kosten vom Paar (welches dann wohl keins mehr ist) gemeinschaftlich getragen. Geht das Canceln der Hochzeit von nur einem Partner aus, so wird dieser auch seinem Partner schadenersatzpflichtig und die Kosten letztlich alleine zu tragen haben. Eine Hochzeitsabsage ist natürlich ein furchtbares Erlebnis, doch besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Rechtlich relevant ist nur standesamtliche Eheschließung, Findet die kirchliche Trauung am nächsten Tag statt, ist man bereits ein Brautpaar. Ich kenne den Fall, da kam es nach einer standesamtlichen Eheschließung gleich zum ersten gewaltigen Ehestreit. Am nächsten Tag wartete die Frau vergeblich vor der Kirche auf ihren Mann. Die Medien titelten: „ Die traurigste Braut Österreichs.“ Rechtlich hätte es richtig heißen müssen „Ehefrau“ statt „Braut“. Hier hat der Mann wohl auch die Kosten der Scheidung zu tragen.

Was sind die „skurrilsten“ Gründe einer Eheschließung, die dir in deiner Kanzlei untergekommen sind?

Mag. Katharina Braun:

• Ich habe mir gedacht deshalb heiraten zu müssen, weil in meinem Freundeskreis schon alle außer mir verheiratet waren.
• In meinem Unternehmen wird man als lediger Mann nicht befördert.
• Die Eheschließung gehört halt dazu, wenn man Kinder hat.
• Ich wollte der Oma, die damals schon sehr krank war, mit der Eheschließung eine Freude machen.
• Ich war in die Freundin meiner Frau verliebt, als diese mich nicht wollte, habe ich, um die Andere zu ärgern, meine Frau geheiratet. Als ich dieser dann am Tag der Hochzeit auf die Schleppe des Hochzeitskleids gestiegen bin, und meine Frau so geschimpft hat, habe ich mir aber schon da gedacht: „ Na, servas das wird was. Mit der werde ich es nicht lange aushalten.“
• Ich wollte immer heiraten, und war dann aber schon Mitte 30. Ich habe mir gedacht, bevor ich übrig bleibe, heirate ich lieber ihn.
• Meine Eltern haben meinen Mann so gemocht.
• Sie ist halt wirklich eine schöne Frau. (Dieser Mann hat auch bei der Scheidung nur von der tollen Optik seiner Frau gesprochen, über deren Hobbies, geschweige denn Innenleben wusste er nicht viel bzw. nichts zu berichten.)
• Meine Freunde habe mich um diese Frau beneidet.
• Für eine Parteikarriere ist eine Eheschließung unumgänglich.

Dass diese Ehen nicht glücklich wurden, überrascht wohl nicht wirklich.

Welche Fragen sollte man sich und seinem Partner stellen, bevor man sich zu einer Ehe entschließt?

Mag. Katharina Braun:

Es sollte sich jeder vor einer Eheschließung fragen, aus welchem Grund man genau diesen Menschen heiratet möchte.

Man sollte sich mit dem Partner eingehend darüber unterhalten, wie sich jeder die Ehe vorstellt. Will man Kinder? Wie und wo will man leben? In einem Haus, einer Wohnung, Stadt oder Land? Soll bei Kindern die erste Zeit die Frau zuhause bleiben? Wenn ja, wie lang in etwa.? Wie wird der Frau der Verdienstentgang abgegolten? Wird eine Vorsorgeversicherung abgeschlossen? Oder soll Karenzzeit aufgeteilt werden? Nach welchen Grundsätzen wollen wir unsere Kinder erziehen? Last but not least: Bin ich überhaupt der Typ zum Heiraten. Was ändert sich durch eine Eheschließung für mich? Wenn es einem bei der Eheschließung primär um rechtliche Absicherung geht, könnte man diese nicht auch anderweitig erreichen (Partnerschaftsvertrag, Wohnrecht etc)?

Bei dem Gespräch über Beziehung/ Ehe ist es wirklich wichtig, auch wenn dies sehr schwer fällt, ehrlich zum Partner aber auch zu sich selbst zu sein. Ich kenne Paare, die während der Errichtung des Ehevertrags erkannt haben doch nicht zu heiraten.

Was ist deiner Meinung nach einer der häufigsten Scheidungsgründe von Paaren?

Mag. Katharina Braun:

Viele Ehen werden geschieden, wenn die Kinder klein sind. Denn mit einem Kind ändert sich eine Beziehung komplett. Auf einmal gibt es Verantwortung für einen kleinen Menschen. Dazu kommen auch durchwachte Nächte wenig bzw. kein Sex. Viele Frauen haben durch das Stillen und den Schlafentzug wenig Lust auf körperliche Nähe zu dem Mann. Viele Männer fühlen sich in dieser Zeit von den Frauen „entsorgt“. Die Vorstellung, dass ein Kind eine Beziehung rettet, ist ein Irrglaube. Ein Kind, so schön dies natürlich ist, verschiebt oft nur den endgültigen Trennungszeitpunkt nach hinten. Dann stellt sich oft die Frage, ob man wirklich nur den Kindern zu liebe „zusammen“ bleiben möchte.

Die meisten Ehen scheitern meiner Erfahrung nach nicht an Temperamentsunterschieden, sondern an Wertdifferenzen. So faszinierend die andere Welt am Anfang sein mag, eine Beziehung in etwa zwischen politisch komplett unterschiedlich gepolten Menschen, oder eine Ehe zwischen einem Idealisten und einem knallharten Unternehmer hat meist ein Ablaufdatum. Eigenschaften, die man am Anfang der Beziehung noch als liebenswerte Marotten abgetan hat („Er muss jeden Krümel sofort wegsaugen.“) treiben einen später in den Wahnsinn und zum Scheidungsanwalt. Bewundert Frau den Mann anfänglich noch wie trickreich dieser Andere oft über den Tisch zieht, so wendet sich diese Eigenschaft bald gegen die Frau selbst. Daher auch immer Acht geben wie sich der Partner über Expartner, Freunde, Geschäftspartner äußert.

Was sind deine Lieblingszitate zum Thema Ehe und Liebe?

Mag. Katharina Braun:

Victor Hugo sagte so treffend:
„ Es gibt nichts schöneres als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr trotz seiner selbst.“

Zitate zum Thema Liebe/ Ehe:

Liebe besteht nicht darin, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in die gleiche Richtung blickt.
Antoine de Saint- Exupery.

Geliebt wirst du einzig, wo du schwach dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren.
Theodor W. Adorno

Die zweite Ehe ist der Triumph der Hoffnung über die Erfahrung.
Samuel Johnson

Einen Menschen lieben heißt einwilligen, mit ihm alt zu werden. Camus

Liebe auf den ersten Blick ist einfach zu begreifen; aber wenn zwei Menschen sich jahrelang angeschaut haben, dann wird sie ein Wunder. Sam Levenson

Die Liebe ist ein Gewürz des Lebens, sie kann es versüßen aber auch versalzen. Konfuzius
Die Ehe ist wie eine belagerte Burg, die die drin sind, wollen raus, und die die draussen sind, wollen rein.
Friedrich von Schiller

Wie schafft man das eigentlich, vierzig Jahre verheiratet zu sein? Das , scheints, hat mehr von einem Wunder als die Teilung des Roten Meeres, obwohl mein Vater in seiner Naivität diese für die bedeutendere Leistung hält.
Woody Allen

Danke an Mag. Katharina Braun für diesen interessanten Gastbeitrag!  Hier geht es direkt zur Homepage und weiteren Infos!

Seid ihr verheiratet? Wenn ja, warum war/ist euch dieser Schritt wichtig gewesen und habt ihr ihn jemals bereut? Ich freue mich über eure Feedback zu diesem Thema!

eure Verena

Beitrag: Verena und Katharina, Fotos: Miriam Mehlman Fotografie