Gastbeitrag Mag. Braun – Das Geschäft mit der Schönheit

Heute gibt es wieder einen Gastbeitrag von Mag. Katharina Braun. In ihrer Kanzlei, die auf Familienrecht spezialisiert ist, landen nämlich auch immer wieder Fälle von misslungenen Schönheitseingriffen. Denn das Geschäft mit der Schönheit boomt. Allerdings laufen nicht alle Eingriffe zur Zufriedenheit der Patienten ab. Nur ein kleiner Prozentsatz setzt sich nach einer verpfuschten OP überhaupt zur Wehr und nimmt rechtlichen Beistand in Anspruch. Mag. Katharina Braun hat in ihrem heutigen Beitrag viele Informationen und Gedanken zu diesem Thema zusammengefasst. Auch welche Dinge man sich vor einem Eingriff unbedingt überlegen sollte.

Geliebt und bewundert werden zu wollen ist zutiefst menschlich. Attraktivität steht für Vitalität, Kraft, Anziehung.

Im Zusammenhang mit dem Bedürfnis attraktiv sein zu wollen verwundert der anhaltende Schönheitsboom nicht. Auch immer mehr Männer vertrauen auf die Schönheitsindustrie. In Wien gewinnt man mitunter den Eindruck, dass in jeder frei werdenden Geschäftsfläche eine Schönheitspraxis aufsperrt. Bei Veranstaltungen finden sich in den Goodybags oft Produkte dieser Unternehmen. Mittlerweile gibt es Dienstleister, die auf die Finanzierung von Schönheitseingriffen spezialisiert sind. Schönheitsärzte bieten Ratenpläne an und Versicherungen offerieren Pakete rund um die Absicherung von unliebsamen Nebenfolgen der Eingriffe.

Besonders oft nach Lebenskrisen wie einer Scheidung unterziehen sich Menschen einem Schönheitseingriff

Gerade in oder nach Lebenskrisen wie einer Scheidung sind Menschen verstärkt in Versuchung etwas für ihr angekratztes Ego zu unternehmen und sich einer Schönheitsoperation zu unterziehen. Doch Achtung, ein jeder Eingriff -mögen einem die Werbeartikeln und die Homepages so mancher Schönheitsexperten oft auch anderes suggerieren- ist mit gewissen Risiken verbunden. So kenne ich einen Fall, bei welcher der Faden beim sogenannten Fadenfacelifting herunter statt hinauf gezogen worden ist, sodass die Wange nach dem Eingriff um so mehr herunterhängte und die Frau wahrlich traurig drein schaute. In einem anderen Fall kam es bei einer Hyaluronunterspritzung zu einer Gewebsverletzung. Das Ergebnis war eine unschöne Mulde in der Wange, welche mühsam wieder aufgepolstert werden musste.

Viele schauen nicht schön, sondern „ gut gemacht“ aus

Es gibt zu den meisten Eingriffen und den Wirkstoffen wie Botox noch keine Langzeitstudien. Oftmals führen die Schönheitsbehandlungen dazu (dies sollte wohl nicht Ziel der Übung sein), dass Frau nach dem Eingriff primär „ gut gemacht“ ausschaut. Im Gespräch nimmt das Gegenüber der „Gemachten“ oft nicht bewusst den Eingriff wahr, sondern registriert vielmehr, dass diese Frau irgendwie „komisch schaut.“

Denn unsere Mimik benötigen wir für die zwischenmenschliche Interaktion, diese ist aber mitunter durch den Eingriff in Mitleidenschaft gezogen und lässt einen dann „komisch“ erscheinen.

Dieses Phänomen beschreibt auch folgende „Standard“kolumne: https://derstandard.at/2000017368440/Schoen-oder-gut-gemacht-Tabuzone-Schoenheitschirurgie

Immer wieder beschreiben Patienten, dass sie nach dem ersten erfolgreichen Eingriff, nach einer höheren Dosis gierten, vermeinten sie doch durch „Mehr vom Guten“ (leider oft ein Irrglaube) den positiven Effekt zu verstärken. Schönheitseingriffe haben durchaus, so die Rückmeldungen von Patienten, das Potential süchtig zu machen.

Ich lehne Schönheitseingriffe nicht kategorisch ab, jedoch sollte mit Vorsicht vorgegangen sein, denn nach einem Schönheitseingriff sollte man sich doch jedenfalls besser als vorher fühlen.

Daher vor einem Eingriff sich folgendes überlegen

• Vor einem Eingriff den jeweiligen Arzt genau nach seiner Ausbildung und seiner Erfahrung befragen.
• Genaue Abklärung vorab von Nebenwirkungen und Heilungsverlauf des Eingriffs.
• Unbedingt über Alternativmethoden genau aufklären lassen und sich im Freundeskreis über den Arzt/ die Ärztin erkundigen.
• Überdenkt welche Auswirkungen man sich vom Eingriff auf das Leben erwartet, und ob diese realistisch sind.
• Zwischen der abgeschlossenen ärztlichen Aufklärung über den Eingriff und dem Eingriff selbst muss zudem eine gesetzlich vorgesehene „Cooling Off“ Phase von zwei Wochen liegen.

Was gilt rechtlich, wenn bei einem Schönheitseingriff leider doch etwas schief geht?

Ist bei einer Behandlung etwas daneben gegangen, so kommt eine Haftung des Arztes in Frage, dies wenn dieser nicht fachgemäß („lege artis“) gearbeitet hat. Selbst wenn jedoch der Eingriff fachlich korrekt durchgeführt worden ist, kann es zu einer Arzthaftung kommen. Dies wenn bei richtiger/ vollständiger Aufklärung der Eingriff nicht durchgeführt worden wäre, zB der Patient hätte bei Vorabinformation der Möglichkeit der Narbenbildung überhaupt nicht in den Eingriff eingewilligt. Da ein Schönheitseingriff nicht medizinisch induziert ist, ist an die Aufklärungsverpflichtung ein besonders strenger Maßstab anzusetzen. Gemäß der Rechtsprechung ist auch auf eine Komplikationsmöglichkeit die bei jedem 400. Eingriff (Risiko 0,25%) auftritt, hinzuweisen. Die Beweislast dafür, dass der Patient ordnungsgemäß aufgeklärt worden ist, liegt beim Arzt. Bei mangelnder/ fehlender Aufklärung und/oder nicht fachgerechter Behandlung ist grundsätzlich auch der Straftatbestand der Körperverletzung erfüllt. Daher bitte genau vor der Unterschrift die Einverständniserklärung durchlesen! Auch über die Kosten, welche ( ohne Vorhandensein einer Spezialversicherung) vom Patienten selbst zu tragen sind, ist genau aufzuklären. Sich ein Protokoll der Aufklärung aushändigen lassen.

Achtung bei Schönheitseingriffen bei der Kosmetikerin

Hat man als Kunde gewusst, dass der Arzt/ die Kosmetikerin gesetzlich nicht befugt ist den Eingriff vorzunehmen, so kann dem Kunden mitunter ein Mitverschulden angelastet werden. Dies führt zu einer Reduktion des Schadenersatzanspruches. So geschehen in dem Fall, in welchem sich eine Frau bei einer Kosmetikerin einer „ Fett Weg Spritze“ Behandlung unterzog. Die Kosmetikerin hatte die Kundin im Vorfeld aufgeklärt diese Behandlung gesetzlich gar nicht durchführen zu dürfen.

Wie steht ihr persönlich zu Schönheitseingriffen? Ich freue mich über Feedback. 

Katharina Braun 

Beitrag: Mag. Katharina Braun, Fotos: Doris Mitterer